„Die Verwirklichung der Demokratie ist die primäre Aufgabe der Kunst in der Gesellschaft.“
Joseph Beuys
Nimmt man diesen Satz beim Wort und die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen real an, ist ein Demokratie-Festival sehr zeitgemäß. Man kann übergeordnet sagen, Demokratie ist keine vorhandene Erbmasse in der DNA des Menschen, die man passiv übernehmen kann, sie ist eher persönlicher Einsatz, Hingabe und Bewusstsein, welche in der Gegenwart aktiviert werden. Das Festival möchte kompakt spürbar machen in welcher Dringlichkeit und mit wie vielen Formen und Inhalten Künstler/innen sich dem Thema Demokratie zuwenden und nach Außen ein Signal senden, welchen Wert die Qualität demokratischer Verhältnisse hat. Dabei sollen sich die Besucher sehr nah und in Selbstwahrnehmung beteiligt fühlen. Nicht nur dadurch das die Themen sie als Mensch direkt betreffen, sondern auch durch bestimmte Formate der Veranstaltungen, die die Besucher aktiv mit in einen Prozess einbeziehen. Einen Prozess der das große, ungreifbare Überwort Demokratie in ganz differenzierten kleinen Teilen lebendig und verständlich machen will. Eine Forschung anstoßen will, was ist und wie funktioniert Demokratie, welchen Entwicklungsstand haben unsere demokratischen Verhältnisse und wie ist es um diese im Rahmen der Globalisierung weltweit bestellt? Wo liegen bei jedem einzelnen Menschen die Verantwortungen, Möglichkeiten und die Herausforderungen die Qualität der Lebensverhältnisse zu beeinflussen?
Es soll auch eine subtile Forschung in das Innere jedes Menschen sein. Mit der Fragestellung, von welchen Denkmustern, Haltungen, Ängsten, Emotionen ist jede/r einzelne Mensch geprägt und wie wirken sich diese auf das Miteinander aus? Wie gewandt bin ich meiner Stimme, in einem für mich wesentlichen Kontext Ausdruck zu verleihen? Ohne plakativ gesagt, zu verstummen oder zu schreien. Gleichzeitig die Frage, wird, oder wie wird eine solch selbstbewusste, natürliche Stimme im gesellschaftlichen Zusammenspiel überhaupt toleriert? Daher auch eine intime Innenschau oder ein Scheinwerfer auf alle gesellschaftlichen Institutionen in denen Menschen zusammen gestalten und arbeiten. Wie wird dort mit dem Wert der gesunden Intelligenz des einzelnen Menschen umgegangen? Ist dort Entscheidungsfindung demokratisch? Kann sie ausgeglichen von Oben nach Unten und von Unten nach Oben gleichzeitig stattfinden, wenn man die etablierten Verhältnisse von Vorgesetzten und Untergebenen annimmt? Das was hier wie harter Tobak des Alltags daherkommt, soll jedoch im künstlerischen Ausdruck lebendig und spielerisch werden. Das Festival möchte echte Tiefe, Sensibilität und Ernsthaftigkeit erhalten, aber es erhebt nicht den Anspruch Problemlöser, Lösungsfinder und sozialer Stein der Weißen zu sein. Es soll sprühen von künstlerischen Blickwinkeln, Anstößen, Eindrücken, die abstrakt, humorvoll und auch konfrontativ sind, so dass das Festival nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen und Sinnen der Beteiligten stattfindet.
Es soll die Menschen anregen, diesen erhellenden Prozess in Ihrem eigenen Leben weiterzuführen und sich selbst als Motor eines „demokratischen Handelns“ zu erfahren. Es geht um den Mut und die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen und im Festival selbst, um den künstlerischen Ausdruck dies zu provozieren.