"Beichtstuhl
21. Jahrhundert" 

(Prototyp)          

Pro-Ort für Begegnung und
Kommunikation

Verständnis ist die größte Ressource und der sicherste Rohstoff der Menschheit, wenn sie inne hält und seine Gewinnung lernt.   
Es ist der einzige Rohstoff der unendlich erneuerbar ist, durch Bewusstsein und die Bereitschaft uns selbst kennenzulernen.

Unten die Fertigstellung in der Werkhalle und ein improvisierter Aufbau im Atelier mit Besuchern. Die Sitzflächen sind mittlerweile bequem und warm gepolstert. Dieser Prototyp des Kommunikationsstuhles bringt die Personen recht nah und hat ein sehr schweres Gewicht. Dies ist in der ersten Funktion als Kunstgegenstand absichtlich so gewählt, als Kontrast zum großen Abstand den viele Kommunikationsformen des Alltages entwerfen. Die große Stabilität soll symbolisch die Last, Masse und Wucht an ungelösten Konflikten tragen. Der Bau eines klappbaren Modelles für den alltäglichen Gebrauch aus Holz ist angedacht und aktuell in Planung.

Installation
Beichtstuhl 21. Jhd.“ 

Pro Ort für Begegnung und Kommunikation


Der Beichtstuhl steht im wahrsten Sinne als Symbol für das Grundanliegen von EGO-EXIT. Die symbolische verstandene oder reale Besetzung des Stuhles in allen gesellschaftlichen Kontakten ist das Ziel und der Schlüssel der Entwicklung. Daher die Besetzung eines Ortes für Konsens und Ausgleich.


Wir wissen alle selbst, wie schwer es fällt bei einem Konflikt, oder nur in einem Meinungsunterschied, den Schauplatz des Gespräches aufzusuchen. Wissen welche Gefühle sich dabei in uns bewegen und wie schwer es ist durchlässig zu sein, für ein offenes und positives Ergebnis des Treffens. Oft wird der gemeinsame Gesprächsort nie betreten und dadurch auch keine gemeinsam wirksame Entspannung im Ergebnis erreicht oder die Gefühle werden andererseits so unreflektiert ausgedrückt, das verbale oder sogar körperliche Gewalt entstehen. Es bleiben ungelöste Konflikte und Zwiespälte, sowie im Körper geladene Gefühle gegenüber anderen Personen oder Gruppen zurück.

Auch im übergeordneten gesellschaftlichen und politischen Geschehen ist augenscheinlich, dass die authentische wirksame Kommunikation in vielen Konflikten, auf allen Ebenen des gemeinschaftlichen Lebens gestört ist. Obwohl wir uns im „Kommunikationszeitalter“ befinden. 

Dadurch entsteht an vielen menschlichen Berührungspunkten und Entscheidungspunkten Anspannung, verbaler Kampf, Diffamierung oder gar Gewalt und Krieg. Eine Spannung und Reibung in und zwischen den Systemen: Familie, Partnerschaft, Arbeitswelt, Wirtschaft, Sozialsystem, Politik, Religionen, Kultur...

Ein Kampf des Einzelnen oder von Gruppen im Ringen um die Berücksichtigung einer „differenzierten Wahrheit.“! Sowie der Kampf Anderer um die jeweils gemeinsame Wahrheit zu vermeiden, um Machtverhältnisse, eine bequemere Position, bestehendes Recht usw. zu behalten. Ein Kampf der gerne unpersönlich und indirekt über SMS, Mail oder Kommunikationsmedien wie Twitter geführt wird. Die Zerwürfnisse spüren wir privat am eigenen Leib und lesen oder hören sie als Nachrichten gesellschaftspolitischer Konflikte, die völlig gewohnt unseren Alltag begleiten und unbemerkt beeinflussen.

Kaum ein Mensch hat im Kindergarten, in der Schule, in der Ausbildung oder in der Familie gelernt wie und vor allem auch an welchem Ort authentische Kommunikation geführt wird.
Für alles gibt es einen gewohnten Ort. Zum Essen, zum Schlafen, zum Spielen, zum Fernsehen, zum Arbeiten, manche heißen sogar das Örtchen. Nur für die wichtige Kommunikation zwischen 2 Menschen oder Gruppen in einer Auseinandersetzung oder enstandenen Meinungsverschiedenheit, gibt es keinen festgelegten Ort. Gibt es keinen klaren Ort, gibt es auch nicht die Möglichkeit ganz natürlich zu kommunizieren. In einer Haltung in der man sich mit Selbstwert ausgestattet ernst nimmt, für seine Bedürfnisse eintritt und gleichzeitig berührbar ist für das Anliegen und die Position des Anderen. Bereit eine Situation, einen Plan, eine Festlegung, was auch immer, gemeinsam anzupassen, zu verstehen und für beide Seiten im Win-Win neu zu definieren, an einem gewohnten Bezugsort für den Konflikt.

Es gibt nur einen Ort der Welt wo das zu ändern ist und das ist jeder Ort der Welt!  

Wenn man den Mut hat ihn zu einem Ort der wahren Begegnung zu machen. Leider wird dieser Ort oft nicht geschaffen. Wo ist der Ort, der nur für die Begegnung im Konflikt gedacht ist? Für die Lösung des Familiendramas, für die Gehaltsverhandlung, die faire geschäftliche Abmachung, für die Entschärfung des Kriegskonfliktes usw. wer sind die Personen die die Courage haben ihn zu betreten und die Selbstlosigkeit ihren insgeheimen, der Mehrheit oder dem Anderen nicht dienlichen Vorteil aufzugeben, sowie dem Anderen und der anderen Sichtweise, mit der Eigenen sprichwörtlich ins Auge zu sehen.

Der moderne Beichtstuhl 21. Jhd. Prototyp, ist deshalb etwas frontal gesagt, eine evolutionäre Geburt, fast eine Notwendigkeit! Ein Symbol und ein Gebrauchsgegenstand gleichzeitig. Ein Ort der vom alltäglichen Konfliktverhalten eines Tieres mit Angriff und Flucht, zum menschlichen am Ort verweilen einlädt, um in einem mutigen Verhalten zu Empathie, Mitgefühl, Verständnis, Selbstwahrnehmung, Respekt und Differenzierung zu kommen. 


Aufbau im Ausstellungsraum und Bedeutung der materiellen Form 

Zwei 1,2 cm starke, überkreuzte und verschlungene Metallträger, haben an ihrem Ende je einen ovalen Sitzplatz. Am Boden sind diese durch einen weiteren Metallträger verbunden und stabilisiert. Für den Gesamteindruck eines konzentrierten Platzes ist ein Kreis um den Standplatz des Objektes gebaut der leicht erhöht ist. Der Platz ist zentral von Oben beleuchtet. Die Wand, welche dem Aufbau am nächsten ist, hat eine große horizontale weiße Leinwand als Hintergrund. Auf diese Leinwand projektiert läuft ein Video mit augenscheinlich ungeklärten Situationen aus Kinofilmen in Bild und Ton, welches aber beim besetzen des Beichtstuhles erlischt.
 
Die horizontale Metallverbindung und Standfläche des Beichtstuhles am Boden deutet darauf hin, dass die beteiligten Personen dieselbe Lebensgrundlage und die gleiche sprichwörtliche Standfläche und Erde/Welt als Mensch bewohnen und nutzen.   

Die beiden gekreuzten Metallstreben, welche in den Sitzplätzen enden, wachsen jeweils aus dem Ort des Gegenübers heraus. Dies deutet das unumgängliche, natürliche Miteinander und eine physiologisch gegebene Abhängigkeit an. Das was von dem einen Menschen kommt und geschaffen wird, bietet den Platz oder die Lebensgrundlage des anderen Menschen.
   
Die zu gleichen Teilen verschlungene, bewegliche Verbindung in der Mitte des Stuhles, stellt das harmonische Zentrum einer Waage dar und zeigt als Mitte den Treffpunkt und die Gleichberechtigung der Gedanken an, sowie die Notwendigkeit des Austausches dieser, um das bestmögliche objektive gemeinsame Ergebnis zu erhalten.   

Die weiße Leinwand ersetzt zum einen jede Verkörperung eines Gottesbildes oder einer politischen Partei, usw. in dem Sinne irgend einer bereits vorhandenen Haltung oder Meinung. Andererseits deutet sie auf die Absicht einer Begegnung in der Gegenwart hin, welche sozusagen als unbeschriebenes Blatt, nur neue Möglichkeiten hat. Interessant ist dabei, das auch dieses Symbol sich als totalitär und starr entwickeln könnte, in der Ansicht allein richtig zu sein. Bei nicht Benutzung des Beichtstuhles mutiert die weiße Fläche zur Konfliktfläche, in dem die oben genannten Konfliktszenen aus Spielfilmen darauf projektiert werden.
                   
Gesamtbedeutung
Dieser Ort bedeutet das Ende des Ausweichens oder der Verlagerung von Prioritäten zwischen zwei Menschen oder ggf. Gruppen in indirektes, entferntes kommunizieren über Mail, SMS und Telefon. Er bedeutet das Ende örtlich undefinierter Kommunikation hin zur eindeutigen Begegnung und das Ende der Abgabe essenzieller Wahrheiten an eine dritte göttliche Instanz wie im kirchlichen Beichtstuhl. Es bleibt nur anwesend zu sein, die andere Person über die Augen zu kontaktieren, das Wesentliche zu sagen, oder fernzubleiben!
 
Der Impuls diesen modernen Beichtstuhl zu entwickeln, entsprang aus einer fühlbaren persönlichen Notwendigkeit und aus der Beobachtung des gesamtgesellschaftlichen Lebens. Die Notwendigkeit nach einem explizit neuen, natürlichen Kommunikationsort in Form eines speziellen Möbelstückes.


Für die nahe Zukunft gesehen könnte er als klappbares Modell aus Holz  im privaten Raum der Familie zur Verwendung stehen, sowie in Betrieben, sozialen Einrichtungen, Unternehmen und in Politik und Wirtschaft zum Gebrauchsgegenstand werden. In der jetzigen künstlerischen Kontext steht er erst einmal als funktionsfähiges Symbol und Prototyp , sowie als Ort für neue Erfahrung und Diskussion.